Baader Bank Aktienanalyse

Datum: Sonntag, 13. März 2022

Tag(s): Baader Bank Aktienanalyse Aktien Wertpapiere

In letzter Zeit veröffentliche ich immer wieder Artikel über Aktien auf meinem englischsprachigen Blog. Da ich mir manchmal auch deutsche Aktien anschaue, möchte ich diesen Blog in Zukunft auch mit Aktienanalysen erweitern. Ich werde zudem in diesem Jahr ein Tool für die Aktienanalyse entwickeln, welches ich vermutlich in meine Analysen integrieren werde.

Die Baader Bank Aktie ist Beginn der Corona-Krise recht gut gelaufen. Während sie die meisten Jahre davor unter der 2 Euromarke dahin vegetiert ist, konnte sie durch den neuen Anlegerboom profitieren und den Umsatz deutlich steigern. (Von 136 Millionen in 2019 auf fast 280 Millionen in 2020) Das hat erst zu einer Steigerung des Kurses auf 9 Euro geführt, während die Aktie aktuell wieder auf dem Abwärtstrend ist und nur noch 5 Euro pro Stück wert ist. Dieser Rückgang lässt sich vermutlich über den Rückgang des Umsatzes auf 215 Millionen erklären.

Um jetzt aber ermitteln zu können, ob dieser Rückgang einen Einstieg in die Aktie wert ist, sollten wir uns drei Dinge anschauen: Die Ursache des aktuellen Booms, die Zukunft des Booms und die historische Entwicklung.

Ursache des aktuellen Booms

Die Baader Bank AG wird oft mit der Lang und Schwarz AG verglichen. Beide Firmen sind Market Maker, allerdings gibt es einen deutlichen Unterschied: Lang & Schwarz betreibt im Endeffekt eine eigene Börse, die Baader Bank AG betreibt keine Börse, ist im Moment aber der einzige Market Maker der Münchner Börse gettex.

Diesen kleinen, aber feinen Unterschied halte ich für ziemlich wichtig: Während L&S voll und ganz die Kontrolle über eine eigene Börse ausüben kann, könnte es gut sein, dass die Münchner Börse in Zukunft noch andere Market Maker zulässt, was einen negativen Effekt auf die Baader Bank AG haben könnte.

Das ist für die Analyse der Zukunft relativ wichtig, denn der aktuelle Boom kommt daher, dass viele neue Neo-Broker auf das Angebot dieser beiden Firmen setzen. So bieten L&S und die Baader Bank ihren Kunden günstigere Gebühren als die Konkurrenz an.

Dieses Modell ist nicht neu und wird so auch in anderen Ländern wie den USA umgesetzt. Market Maker machen hierbei in der Regel einen “kostenlosen” Handel mit den Aktien möglich, geben allerdings einen Anteil Ihres Spreads (die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs) an ihre Startup-Kunden ab.

Da man bei Neo-Brokern wie Scalable.Capital oder Trade Republik meistens nur einen dieser Market Maker zur Auswahl hat, werden alle Transaktionen bei diesen Brokern dementsprechend nur über den jeweiligen Market Maker abgewickelt.

Zukunft des Booms

Wie bereits erwähnt ist es nicht undenkbar, dass die Baader Bank AG nicht mehr der einzige Market Maker der gettex Börse sein wird. Es wurden bereits andere Market Maker an dieser Börse zugelassen, allerdings fokussieren diese sich bisher nur auf Zertifikate.

Zudem gibt es immer mehr Neo-Broker, die mehrere Börsen anbinden. justTRADE wäre ein Beispiel hierfür.

Außerdem haben bestehende Broker mit der Anbindung an vielen Handelsplätzen wie z.B. InteractiveBrokers heftig an den Preisschrauben gedreht, was auch zu einen Problem werden könnte.

Ich wäre mir also nicht 100% sicher, ob diese Wachstumsraten gehalten werden können.

Historische Entwicklung

Wenn man sich den Kurs der Baader Bank AG etwas genauer anschaut, sieht man, dass Anfang der 2000er und um etwa 2006 bis 2008 ähnliche Kurse wie aktuell erzielt werden konnten. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe einen Blick in die Bilanz von 2008 geworfen.

In 2008 hatte man ein Eigenkapital von 160 Millionen, in 2007 eines von 163 Millionen. Was hat man heute? 2019 lag das Eigenkapital bei 75 Millionen und 2020 bei 121 Millionen.

Zudem hatte man 2008 eine Eigenkapitalquote von 43,9 Prozent. Heute (2020) gerade mal 13,51 Prozent.

Zwar waren die Umsätze in 2008 (wohlgemerkt das Jahr der Finanzkrise) noch nicht so hoch wie in 2020, allerdings gehen mir als Value-Investor die Alarmglocken bei diesem drastischen Schmelzen des Eigenkapitals an.

Diese Bank gibt es seit 1983 und in den letzten 14 Jahren konnte man das Eigenkapital nicht mehr auf dem gleichen Stand wie 2008 bringen? Selbst aktuell ist das Eigenkapital noch niedriger wie 2008!

Zusammenfassung

Ich sollte in diesem Artikel vielleicht noch erwähnen, dass ich Aktionär der Lang & Schwarz AG bin und derzeit keine Baader Bank Aktien halte.

Meiner Meinung nach ist man mit der Lang & Schwarz Aktie auch besser beraten, wenn man indirekt in diesen Neo-Broker-Boom investieren will, da L&S als Betreiber einer eigenen Börse etwas mehr Kontrolle über die eigene Zukunft hat (auch wenn die LS Exchange unter der Aufsicht der Börse Hamburg betrieben wird).

Finanziell gesehen macht mir bei der Baader Bank das im historischen Vergleich niedrige Eigenkapital zu große Kopfschmerzen, als dass ich investieren würde. Hier kann man über die nächsten Jahre schauen, ob der Umsatz und das Eigenkapital weiter wächst oder vielleicht eher auf dem aktuellen Niveau stagniert.

Haftungshinweis

Dies ist keine Anlageberatung oder Kauf- / Verkauf-Empfehlung. Es handelt sich um meine persönliche Meinung und dient lediglich zur Information und Unterhaltung.

Jeder handelt mit seiner finanziellen Entscheidung eigenständig und trägt selbst dafür Verantwortung, der Handel mit Wertpapieren unterliegt immer Risiken und kann zum Totalverlust bis hin zu einer Verschulung (z.B. bei Optionsscheinen) führen. Eine Haftung ist ausgeschlossen.

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